Die Geschichte des Kalkabbaus um Bahretal

Bahretal mit seinen Orten Borna, Nentmannsdorf, Friedrichswalde und Ottendorf kann auf eine 600 jährige Geschichte des Kalkabbaus zurückblicken. Bereits 1388 wurde nachweislich in Borna und Nentmannsdorf Kalkstein abgebaut. Neben dem Brennen und der Herstellung von Branntkalk nutzte man Kalkstein auch als Marmor. So gibt es z.B. in der Bornaer Kirche ein Altar und ein Taufstein aus Bornaer Kalkstein, gefertigt 1754 vom Dresdner Hofmarmorierer Peter Bernhard Aglio.
Im 19. Jahrhundert entstanden meist in Bauernhand viele Kalkschneller, die periodisch Kalk produzierten. Nach wechselvoller Geschichte modernisierte 1927 Ingenieur Uhlig die vorhandenen Öfen. Mit diesen Schritt begann die industrielle Kalkproduktion in Borna. Erst 1964 ersetzte ein neues Kalkwerk die alte Technik. Mit Einstellung der Produktion im Jahre 1998 und der nachfolgenden Demontage des Werkes ging die lange Geschichte des Kalkbrennens in Borna zu Ende.

Zeittabelle

Jahr .
1388 Erste Erwähnung von Borna. Erster Nachweis von Kalksteinlieferungen nach Dresden.
1417 Der Ort Nentmannsdorf wird erstmals urkundlich erwähnt
1539 Brechen und Brennen von Kalkstein in Grubenöfen und Kalkschnellern vorwiegend zum Eigenbedarf, aber auch zum Verkauf. Der Transport erfolgte mit Pferdefuhrwagen über die Kalkstraße (Laurich) nach Pirna und dann weiter mit Schiffen über die Elbe.
1551 Kalkabbau in Borna "Miete vom Kalkberge zu Borne steht dem dortigen Pfarre zu". (gemä&szuml; 3. Stadtbuch von Liebstadt)
1586 Im Lehnbrief von Hans von Lindenaw zu Ottendorf wird der "Kalckbergk bey Nentmannsdorf" erwähnt.
1713 Herstellung von Kalksteinplatten für die Hofkirche zu Dresden.
1732 Schon 1732 wird auf dem Jentzschen Gut zu Borna Kalk gebrannt.
1792 Der Kalkstein dieses Lagers ist von verschiedener Güte, so daß es welchen gegeben hat, der als Marmor benutzt und für das "churfürstliche Begräbniß in Freyberg" geliefert wurde. Der Kalkstein wird durch Steinbruchsbau abgebaut und mit "zweymannischem Bohren und Schießen" gewonnen, wozu man sich statt der Fäustel eiserner zylindrischer Schlägel bedient. Er wird auch meist in konischen sehr gut vorgerichteten Steinkohlenöfen gebrannt.
1815 Borna zählte 1815 25 Häuser, 183 Konsumenten, nur 30 Pferde, 30 Ochsen und 70 Kühe; unter den Bewohnern sind 15 Bauern, 1 Gärtner, 4 Häusler, 1 Müller, 1 Schmied und gegen 40 Arbeiter bei den 6 Kalkbrüchen auf 5 der hiesigen Güter; 2 dieser Brüche, und zwar die stärksten, gehören jedesmal dem Diakon zu Liebstadt als Pastor zu Borna. Die hiesige Kirche enthält nicht nur einen Altar, sondern auch einen Taufstein und ein Epitaphion aus demselben Kalkstein gefertigt. Die Bauern düngen stark mit Kalk. Jeder hat seinen eignen kleinen Schneller. Die gebrochenen Steine teilt man nach ihrer Gestalt in Plattensteine und Kaulen ein und verlädt sie meist zu Pirna auf mäßig große Kähne. Die in Menge gebrochenen Kalksteine belebten sehr die Elbschifffahrt. In Pirna lebten über 50 Menschen vom Kalkstein- und Sandsteinhandel. Die Steine wurden mit Schiffen bis hinter Magdeburg an Ziegelei- und Kalkofenbetreiber geliefert und dort weiter verarbeitet. (2) Fast alle Häusler der Gemeinde Nentmannsdorf und Friedrichswalde waren Kalkbrecher und arbeiteten in den umliegenden Kalkbrüchen.
1873 Eine "Sächsische Baugesellschaft zu Borna bei Liebstadt" betreibt vier Kalköfen in Borna. Es erfolgt der Bau eines Ringofens am Gasthof Seidewitztal.
1900 Um 1900 ist die Kalkproduktion fast völlig zum Erliegen gekommen. Grund ist die große Konkurenz aus Böhmen. 1908 arbeiten nur noch 1 Mann im Leuschke-Steinbruch und 2 Mann im Pfarr-Bruch.
1926 Es erfolgt die Wiederaufnahme der Kalkproduktion in Gut Nr. 6 durch Paul Uhlig (Köhlersches Gut). Von sieben, schon 1873 vorhandenen Trichterkalköfen, gehen anfangs drei wieder in Betrieb. 1927 wird der erste Ofen kontinuierlich betrieben und im wesentlichen nur zur Herstellung von Branntkalk genutzt.
1928 Paul Friese kauft den Betrieb für 170.000 Reichsmark.
1930 Die Öfen werden für eine kontinuierliche Produktion hergerichtet.
1936 Der neu gebaute Ofen 4 wird in Betrieb genommen.
1946 Das Kalkwerk wird verstaatlicht.
1964 1960 wird durch die Plankommision in Berlin der Bau eines neuen Kalkwerkes beschlossen. 1964 erfolgt die Schlüsselübergabe mit einer Investitionssumme von 17,58 Mio Mark. Die höchste Produktionsmenge des neuen Werkes liegt bei 136 Tt/a.
1991 Neben Baukalk wird auch Kalksteinmehl (Füller) und Mineralgemisch hergestellt.
1999 Die gesamte Produktion wird eingestellt.
2000 Die Produktionsanlage wird komplett abgerissen.
2007 Eine Arbeitsgruppe "Kalkofen" beginnt mit der Sanierung des alten Ofen 5.
2010 Das Museum "Historischer Kalkofen wird eingeweiht.
2017 Die Ausstellung über das Kalkwerk von 1964 bis zum Abriss ist eröffnet.